Wir zeigen wie sich der faire und der konventionelle Kaffeepreis zusammensetzt und wer welchen Anteil bekommt
Für den Fairen Handel ist Kaffee das mit Abstand umsatzstärkste Produkt. Allein im Jahr 2019 machte Kaffee in Deutschland circa ein Drittel des Gesamtumsatzes bei fair gehandelten Produkten aus. Ein Grund mehr den Kaffeepreis einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Schließlich sind an der Wertschöpfungskette bis zur fertigen Tasse eine ganze Reihe an Partnern beteiligt, die alle ihren Anteil am Gesamtpreis erhalten. Mit von der Partie sind natürlich die Kaffeebauern in den Ursprungsländern, der Import und die Verarbeitung der Kaffeebohnen sowie die Groß- und Einzelhändler in Deutschland. Nicht zu vergessen sind Steuern und Abgaben, die sich ebenfalls auf den Kaffeepreis niederschlagen.
Die beispielhafte Kalkulation basiert auf dem fair gehandelten Café Mexiko von Weltpartner. Aus der mexikanischen Region Chiapas stammen die Single Origin Arabica Bohnen für diesen Spitzenkaffee. Er wächst in den Hochlagen der Kleinbauernkooperative ISMAM und zählt zu den besten Kaffees der Welt. Die rein biologischen Anbaumethoden ermöglichten die Naturland Fair Zertifizierung des Kaffees.
Wie setzt sich nun der Preis für diesen fairen Kaffee zusammen?
- 26% des Preises verbleiben bei den Kaffeebauern in der Kooperative
- 14% entfallen auf Transport und Verarbeitung wie die Röstung und die Verpackung
- 18% sind als Kaffee- und Mehrwertsteuer an den Staat abzuführen
- 5% gehen an soziale Einrichtungen, die für Weltpartner die Etikettierung übernehmen
- 19% werden für Lagerung, Personal, Marketing- und Versandkosten bei Weltpartner benötigt
- 18% verbleiben bei Wiederverkäufern wie Weltläden, Bioläden oder unserem Shop
Interessant wird jetzt ein Blick auf den gesamten Kaffeemarkt in Deutschland, denn die eben gezeigte Zusammensetzung des Kaffeepreises bezieht sich leider nur auf wenige Prozent des verkauften Röstkaffees. So hat fair gehandelter Kaffee in Deutschland lediglich einen Marktanteil von 4,5%, obwohl dieser in den vergangenen fünf Jahren kräftig gestiegen ist. So hat beispielsweise die Deutsche Bahn auf Druck einer Initiative den in den Zügen verkauften Kaffee auf Fairtrade umgestellt.
Und dennoch stammen über 95 von 100 Tassen Kaffee aus konventionellem Anbau, der weder für einen nachhaltigen Ressourceneinsatz noch für faire Löhne einsteht. Typischerweise wird dieser Kaffee nicht von Kleinbauern in Kooperativen angebaut, sondern auf großflächigen Plantagen, wodurch der ursprüngliche Charakter der Kaffeebohnen verloren geht. Der weltweit größte Kaffeeexporteur ist Brasilien, mit einem Anteil von 34%, gefolgt von Vietnam (14%) und Indonesien (7%). Die beiden letztgenannten bauen hauptsächlich Robusta-Bohnen an, wohingegen aus Brasilien hauptsächlich Arabica-Bohnen stammen. Wie sieht nun im Vergleich zum fairen Handel die Preiszuammensetzung für einen konventionellen Kaffee aus?
Im Vergleich: Die Aufteilung des Preises für konventionellen Kaffee (Quelle: Statista)
- 5% des Preises verbleiben bei den Kaffeebauern auf den Plantagen
- 9% erhalten die Plantagenbesitzer
- 26% entfallen auf Transport, Lagerhaltung und Zölle
- 18% sind als Kaffee- und Mehrwertsteuer an den Staat abzuführen
- 18% werden für Großhändler und Verarbeiter wie Röstereien benötigt
- 24% verbleiben bei Einzelhändlern und Wiederverkäufern
Der Vergleich zeigt einen eklatanten Unterschied bei der Entlohnung der Kaffeebauern. Erhalten diese im Fairen Handel den größten Anteil von 26%, so sind die Arbeiter im konventionellen Handel das absolute Schlusslicht mit lediglich 5%. Durch die direkte Partnerschaft zwischen Kooperative und Großhändler werden im Fairen Handel viele Mittelsmänner umgangen, die im konventionellen Handel den Anteil der Kleinbauern schmälern. Der direkte Marktzugang für die Kleinbauern im Fairen Handel zahlt sich somit mehrfach aus.